In Wikipedia wird ein minimalistischer Lebensstil als einfaches Leben im Sinne einer Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft bezeichnet. Passend zur Blogparade von Sandra möchte ich die Thematik hier einmal aus der Sicht des Reisedienstleisters beleuchten.
Mobilität hat einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Wir haben heute die Möglichkeit in kurzer Zeit relativ große Distanzen zurück zu legen. Wenn ihr nun fragt, was das Ganze mit Minimalismus zu hat, antworte ich: In einer Welt, in der uns begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, können wir durch unser Verhalten in der Summe viel bewirken. Das beginnt bereits bei der Reiseplanung. Mit anderen Worten: ich kann mich spontan ins Auto setzen und auf mein Ziel losfahren oder ich kann mich mit Anderen zusammenschließen und gemeinsam das gleiche Ziel ansteuern. Letzteres erfordert ein koordiniertes Verhalten und damit einen Verzicht mit der Zeit umzugehen, wie es mir gefällt. Auf der Habenseite der Bilanz steht eine bessere Ressourceneffizienz, wenn wir das Fahrzeug gemeinsam nutzen.
Minimalismus hat so verstanden viel mit bewusstem Leben zu tun. In meinem Reisebeispiel mit der Frage: wie bewege ich mich möglichst intelligent durch Zeit und Raum? Dies führt nicht notwendiger Weise zur Wahl des emissionsärmsten Verkehrsmittels. Ein Beispiel mag diese Problematik verdeutlichen. In meinem Beispiel möchte ich ein Seminar-Wochenende im Pfälzerwald verbringen. Ein Blick in die Fahrplanauskunft der Bahn zeigt mir schnell, dass das Ziel gar nicht per Schiene zu erreichen ist. Wenn ich die Bahn und den Bus miteinander kombiniere, komme ich von Berlin aus auf eine Anfahrtzeit von 12 h. Ich müsste also bereits am Freitag früh los fahren, um mein Ziel am gleichen Tag zu einer menschlichen Uhrzeit zu erreichen. Wenn ich aber mit dem Zug bis zum nächstgelegenen Bahnknotenpunkt fahre und von dort aus einen Mietwagen nutze, sieht die Sache schon anders aus. In diesem Fall kann ich die Strecke in etwa 8 h bewältigen. Diese Fahrzeit könnte ich noch unterbieten, wenn ich das Flugzeug ab Schönefeld nutze und am Flugplatz Hahn mit dem Mietwagen weiter reise. In diesem Fall könnte ich die Entfernung in etwa 6 h überbrücken. Der Zeitaufwand ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite sind die Reisekosten und die Emissionsbelastung. Wenn ihr alle Aspekte im skizzierten Beispiel betrachtet steht ihr vor einer anspruchsvollen Planungsaufgabe. Eine Antwort in Bezug auf unser Thema könnte dann lauten: Ich wähle unter Beachtung meiner Zeit- und Kostenrestriktionen die umweltfreundlichste Kombination der möglichen Verkehrsmittel.
Abgesehen von der Reiseplanung muss ich mir die Frage stellen, welche Gepäckstücke ich mitnehmen möchte. Im gewählten Beispiel ist das noch überschaubar, da wir über ein Wochenende sprechen. Aber auch hier macht die Frage Sinn: was benötige ich wirklich, was ist verzichtbar? Wollte ich mich mit der Garderobe auf alle Eventualitäten einstellen, hätte das wohl wenig mit Minimalismus zu tun.
Der Grundsatz „weniger ist mehr“ betrifft nicht nur die Gepäckauswahl. Auch das Verhalten im Hotel ist im Hinblick auf den Ressourcenverbrauch zu hinterfragen. Wie viel Wasser möchte ich verbrauchen? Wieviele Handtücher benötige ich und wie oft möchte ich die Wellness-Anlage nutzen? Auch beim Frühstücksbüffet kann ich mir die Frage stellen: brauche ich das für mein Wohlbefinden wirklich alles?
Der Minimalist reflektiert sein Verhalten im Idealfall kontinuierlich. Was angemessen ist, sollte aber individuell entschieden werden. Nicht jeder ist für ein asketisches Leben geschaffen. Ich plädiere daher für einen bewussten Umgang mit den Ressourcen und gleichzeitig für die Freiheit seinen Beitrag selbst festzulegen. Dieser Ansatz hätte den Charme das Thema für einen größeren Kreis zu öffnen.