Interhotels gestern und heute

Die Interhotels waren die Flagschiffe in der Hotellerie Ostdeutschlands. Mit dem Ziel geschaffen Devisen in die Staatskasse der DDR zu bringen hatten sie einen herausgehobenen Standard.

Neptun Hotel Gestern & Heute

Im Laufe der Jahre wurde das Konzept erweitert. Zu den 5-Sterne Hotels die zunächst ausschließlich “Westbesuchern” gegen Valuta zur Verfügung standen gesellte sich eine zweite Kategorie die primär für Besucher aus dem COMECON betrieben wurde. Insbesondere in kleineren Städten wurde darüber hinaus ein 3-Sterne Standard betrieben. Einige Häuser wurden auch für die Werktätigen der DDR geöffnet, darunter das Neptun Hotel in Warnemünde.

Im wiedervereinigten Deutschland übernahm zunächst die privatisierte Interhotel AG die Führung der Gruppe. Nach einer kurzen Übergangszeit in der die Klingbeil-Gruppe die Häuser betrieb fiel das Portfolio schließlich nach der Insolvenz der Gruppe an ein Bankenkonsortium.

Wir sind in diesem Beitrag der Frage nachgegangen was aus den Vorzeige Häusern unter den Interhotels wurde. Sie können uns dabei auf eine spannende Zeitreise begleiten.

Merkur Leipzig (heute: The Westin Leipzig)

Das „Merkur“ inzwischen zum „The Westin Leipzig“ umbenannt, gehörte zu den bekanntesten Hotels der DDR. Der kantige Bau ist 96 m hoch und überragt auch heute noch jedes andere Hotel in der Innenstadt. Seine Auftraggeber wollten in Leipzig ein Hotel für Gäste aus dem Westen bauen, um damit Devisen in der Messestadt zu erwirtschaften und etwas für das Renommee zu tun. Gegen Zahlung von Westmark hatte der Gast im Merkur-Restaurant die freie Platzwahl und bekam einen für DDR-Verhältnisse herausragenden Hotel-Standard geboten.

Nach der Übernahme des Hauses durch die Westin-Gruppe wurde das Hotel umfassend modernisiert. Heute bietet das Haus auf 27 Etagen mehr als 400 Zimmer. Der Zimmerpreis bewegt sich zwischen 70 und 614 EURO. Eine kontinuierlich hohe Auslastung ist damit auch in einer aufstrebenden Stadt wie Leipzig eine Herausforderung. Um diese Herausforderung zu meistern wurde viel Wert auf eine stilvolle Ausstattung gelegt. Ein Teil der Investitionen wurde in die Fassade gesteckt die mit kleinen Perlmutt-Fliesen versehen bei Sonnenschein glitzert. Der alte Leipziger ist ohnehin stolz auf dieses Bauwerk, dass eine Zeitlang ein sichtbares Wahrzeichen für die Sonderrolle der Stadt in der DDR war.

Interhotel Stadt Berlin (heute: Park Inn Alexanderplatz)

Das Interhotel Stadt Berlin wurde am 7. Oktober 1970 mit einer feierlichen Schlüsselübergabe eröffnet. Städtebaulich ausgewogen, großzügig und modern sollte sich der Alexanderplatz als das Zentrum des sozialistischen Berlin präsentieren. Da passte dieses Vorzeige-Hotel gut in das Konzept. Dieses Haus, dass wegen seiner Panorama-Bar in der 37. Etage auch von den US-Soldaten in Berlin geschätzt wurde, gehört heute dem Finanzinvestor Blackstone. Inzwischen wird das ehemalige Interhotel unter dem Namen Park Inn Alexanderplatz von der Radisson Group betrieben. Das Hotel direkt neben dem Fernsehturm ist mit 150 m eines der höchsten Gebäude. Dementsprechend reizvoll und begehrt sind die Zimmer in den oberen Etagen. Ein besonderes Highlight ist die Dachterrasse des Hotels. Eine Übernachtung in diesem 4-Sterne Hotel kostet aktuell zwischen 49 und 2239 EURO.

Interhotel Panorama (Oberhof) (heute: Treff Hotel Panorama Oberhof)

Das 15-geschossige „Panorama“, 1969 von jugoslawischen Bauleuten im DDR-Wintersportzentrum errichtet, gehörte neben dem von Schweden gebauten „Neptun“ im Ostseebad Warnemünde zu den schönsten DDR-Hotels. Ursprünglich für westliche Devisenbringer konzipiert erfreute die Musterherberge nach ihrer Eröffnung vor allem DDR-Arbeiter.

Das ehemalige Interhotel wird heute unter der Bezeichung Treff Hotel Panorama Oberhof geführt. Das Hotel hat 409 Zimmer, die Zimmerpreise des 3-Sterne Hotels liegen in der Spanne von 42 bis 369 EURO. Seinen Reiz übt das Hotel auch durch die Nähe zum Wintersport-Zentrum Oberhof und zum Erlebnispark Meeresaquarium Zella-Mehlis aus.

Interhotel Potsdam (heute: Mercure Potsdam)

Das ehemailge Interhotel wurde nach der Wiedervereinigung von der Mercure-Gruppe übernommen und umfassend modernisiert. Es hat einen zentralen Standort an der langen Brücke in Potsdam und ist nicht unumstritten. Die Gegner des Mercure sind der Meinung, dass der weithin sichtbare Plattenbau in exponierter Lage dem Wiederaufbau der historischen Mitte im Weg ist. Sie plädieren daher für einen Abriss des Plattenbaus der in unmittelbarer Nachbarschaft zum neu errichteten Stadtschloss steht. Die Befürworter verweisen dagegen auf den Erinnerungswert des Gebäudes.

Der Nachfrage durch Touristen hat die Debatte bisher keinen Abbruch getan. Die 210 Zimmer des Hotels werden zu Preisen in der Spanne von 46 bis 181 EURO angeboten.

Hotel Neptun (Warnemünde)

Obwohl das 1971 eröffnete Hotel zu den besten der DDR gehörte, wurde es kein Interhotel, sondern blieb bis zur Wende im Besitz der HO-Handelsorganisation. Dieses Hotel hatte einige Besonderheiten die es zu einem begehrten Ferienziel machten. Die Architekten hatten dafür Sorge getragen, dass alle 350 Zimmer einen Meerblick hatten. Das Restaurant hatte darüber hinaus einen Standard der durchaus West-Niveau beanspruchen konnte. Schließlich verfügte die Anlage über eine Meerwasserschwimmhalle.

Der Name des Hotels bleib auch nach der Wende erhalten. Den Betrieb übernahm zunächst die Arkona AG, eine Beteiligung der Deutschen Seerederei Rostock. Der neue Betreiber entwickelte die Anlage zu einem Wellness-Hotel. Dieses Konzept hat sich bewährt und blieb auch nach dem mehrfachem Wechsel des Betreibers erhalten. Heute verfügt das Neptun über 337 Zimmer in der gehobenen Preisklasse von 100 bis 516 EURO.

Interhotel Kongress (Chemnitz) (heute: Mercure Hotel Kongress Chemnitz)

Dieses 1974 eröffnete Gebäude gehört mit 97 m zu den höchsten Gebäuden in Chemnitz. Mit der Fertigstellung feierte die Formbeton-Architektur einen ihrer Höhepunkte in der DDR. Nach der Wende wurde das Haus von der französischen Accor übernommen und in die Mercure-Gruppe eingegliedert. Das 3-Sterne Hotel verfügt über 386 Zimmer die sich auf 26 Stockwerke verteilen. Die Zimmerpreise bewegen sich zwischen 30,50 und 130 EURO.

Hotel Dresdner Hof (heute: Hilton Dresden)

Das postmoderne Gebäude wurde zwei Monate nach dem Mauerfall, am 26. Januar 1990 eingeweiht. Es ist damit das jüngste Hotel der ehemaligen Interhotel Gruppe und wurde als Arbeitsschwerpunkt der DDR-Geheimpolizei konzipiert. Bereits in der Bauphase wurden Vorkehrungen getroffen operative Überwachungstechnik in den Zimmern zu installieren. Zur Umsetzung kam es aber glücklicherweise nicht mehr. Das Hotel in Dresden ging 1992 in den Besitz der Hilton-Gruppe über.

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