Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!
Das Credo ist seit 2004 bekannt. Kaum abgewandelt vom britischen Vorbild, startet im Januar 2015 in der neunten Staffel das Dschungelcamp – ausgestrahlt vom deutschsprachigen Sender RTL und übertragen aus dem Dschungel Australiens. Im Bundesstaat New South Wales befindet sich das Camp auf einem umgestalteten Farmgelände – etwa zehn Kilometer nordwestlich von Murwillumbah gelegen. Der Ortsname bezeichnet nach den Aborigines einen Ort vieler Opossums. Am Beispiel der Aborigines ist bekannt, wie lebensnotwendig die Dschungelkost ist, vor der sich die Camp-Teilnehmer so fürchten. Ganz im Gegenteil zum medial verbreiten Ekel stellt Insekten Food eine hochwertige Nahrungsergänzung dar. Darüber informiert der Ratgeber Probier‘ mal, was da krabbelt.
Dschungelcamp 2015 – Die Kandidaten
Die perfekte Sendung – Oder wie sich Voyeure und Opfer finden
Die Reality-Show fesselt die Zuschauer mit rundum inszenierter Unterhaltung. Begonnen beim Schnitt der täglich besten Sequenzen über die passgenauen Musikeinspielungen zu den Clips, endet jede der siebzehn Sendenächte mit einer vorgeschriebenen Moderation nach Skript. Nichts wird dem Zufall überlassen – außer der Fernwahl des Publikums und den Entscheidungen der elf teilnehmenden Beta-Stars, die für die alltäglichen Highlights im Camp verantwortlich sind. Durch verschiedene Dschungelprüfungen beweisen sich die von den Zuschauern ausgewählten Kandidaten, sich ihren eigenen Ängsten zu stellen und sich zu überwinden. Immerhin findet hier der Ekel und die Angst eine durchdachte Inszenierung, die zum Nachdenken anregt.
Ganz gleich wie gefährlich oder abstoßend die Herausforderung anmutet, jederzeit kann die Aufgabe abgebrochen oder gar mit dem Ausruf Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! das Camp verlassen werden. Immerhin kämpfen die Dschungelstars unter geprüften Bedingungen und sind keinen Aufgaben ausgesetzt, die lebensbedrohlich sind. Doch beim Abbruch einer Prüfung droht die Missgunst der Mitstreiter, weil die Regeln dann knappere Verpflegungsrationen im Camp vorsehen. Das sorgt neben der Unmut unter den Teilnehmern im besten Fall für mehr Zuschauer am Fernseher. Je mehr die soziale Dramatik im Dschungelcamp ansteigt, umso mehr Gefühle und Zerwürfnisse entwickeln sich vor den laufenden Kameras.
Das Publikum wählt jeden Abend neu, wer von den Beta-Stars die Runde verlässt, bis der Dschungel Star gekürt ist. Doch die Voyeure in diesem Spektakel haben zugleich den Einfluss, durch den kollektiven Griff zum Telefon das Opfer zu bestimmen und Wohlwollen gegenüber dem Favoriten auszudrücken. Wie ein Gott mittels des Telefonapparates bestimmt die Masse an Zuschauern den Fortgang der Sendung in einer vorgegebenen Wahlfreiheit. Denn die zu wählenden Beta-Star-Opfer erklären sich vertraglich bereit, alle Ängste und jeden Ekel auf sich zu nehmen – zu Gunsten der Medienpräsenz und des Honorars.
Der Dschungel und das Camp – Eine Parodie?
Ein hohes Ideal ist es,jeden Moment zu denken und zu fühlen, dass wir die Herren unserer Entscheidungen sind und mit den Folgen unserer Entschlüsse leben – Macht und Ohnmacht liegen hier nahe beieinander. Gerade die vorherrschende Rahmenbedingungen im Dschungelcamp fordern da zu Lösungen auf, die ein Umdenken oder Bewusstwerden voraussetzen. Innerhalb eines Augenblickes ist es möglich, dass die Camp-Stars an einem Wendepunkt stehen, der ihr Medienleben verändern. Und sie haben die Freiheit, das Entscheidungsmoment auszublenden oder genauer zu betrachten: Was mache ich eigentlich hier?
Betrachten wir das Geschehen dort im Dschungel und stellen uns die Frage: Ist darin eine gesellschaftliche Parodie im Format einer Reality-Show sichtbar? Voraussetzung ist, tauchen zwischen Dschungel und Gesellschaft, zwischen Camp und Lebenswelt Parallelen auf. Die groben Strukturen sind, dass es Produzenten und Konsumenten gibt, die über ein Sendeprodukt in Verbindung stehen. Die Produzenten setzen hier dem konsumierenden Publikum die Wahlmöglichkeit vor, welche der verpflichteten Beta-Stars die Aufgabe zukommt, sich für die Camp-Gemeinschaft zu überwinden.
Im Dschungelcamp-Format liegt eine Überschreitung des Voyeurismus vor, denn der Zuschauer ist zugleich der Täter, der das Sendeprodukt beschränkt mitbestimmt. In der Vereinigung von Täter und Voyeur liegt wohl der Reiz für den Liebhaber der Fremdscham und der sadistischen Macht über die Camp-Insassen. Doch was genau ist nun die Parodie? Die verzerrende Nachahmung entstellt die Wahlfreiheit des Publikums, die auf den Unterhaltungsanspruch vermindert ist. Wie verflochten die Ähnlichkeiten sind, lässt sich in der eigenen Vorstellung ausmalen.
Der Rahmen an Handlungsspielräumen ist festgelegt: Den Produzenten geht es um ökonomische Einschaltquoten und das wählende Publikum sehnt die Unterhaltung herbei, ohne eine Verantwortung tragen zu müssen. Das ist das schöne am Fernsehen, dass Ausschnitte der Camp-Aufnahmen gezeigt und die Beta-Stars für siebzehn Tage gläsern werden. Jeder der Schritte und Aussagen kommt zu Protokoll und die Schnitttechnik bestimmt, was davon für die Quote verwertbar ist. Immerhin schaltet das Publikum ein und schaut in die Spiegelbilder dieser Zwischenwelt, wo alles sicher und unter Kontrolle ist.
Empfehlung für das eigene Dschungelcamp: Insekten-Verkostung
Ganz einfach sind eigen Dschungelcamp-Prüfungen auch zu Hause vorzubereiten. Notwendig sind nur wenige exotische Zutaten, die in online Shops oder in Zoohandlungen zu kaufen sind: Insekten. Weniger Mut als vielmehr Lust auf exotische Gerichte erwartet die Gourmets, wenn Sie Insekten probieren wollen. Um sich vorher zu informieren, dem empfehlen wir das gratis eBook Probier‘ mal, was da krabbelt. Über Insekten Food werden viele Fragen über Insekten Food ausführlich aufgegriffen, wo in den Medien nur vereinzelt über Züchter, Restaurants, Online-Shops und Insektenkost berichtet wurde. Mit dem Anspruch eines Ratgebers ist dieses Thema sachkundig und attraktiv aufbereitet. Dazu beinhalten die 63 mit reichlich Bildern gestalteten Seiten praktische Tipps, Rezepte, Empfehlungen von Restaurants sowie umfangreiche Literatur- und Linkverweise. Viel Freude beim Lesen und guten Appetit!