Wertsachen im Hotel

Seit knapp zwei Wochen kursiert bei YouTube ein Video („Privacy in a brand-named hotel video„), in dem zu sehen ist, wie eine Hotelfachkraft in einem Hotel in den USA private Gegenstände eines Gastes ausgiebig “unter die Lupe nimmt”. Erst wird eine Postsendung nach eventuell wertvollem Inhalt begutachtet. Dann versucht sie Zugriff auf den Laptop und das Handy zu bekommen und dann wirft sie noch einen Blick in den Reisekoffer. Eine berechtigte Entrüstung machte sich daraufhin in den Kommentaren breit. Sogar einige Fernsehstationen in den USA sind schon darauf aufmerksam geworden. Aber ebenso ist bei dieser ganzen Angelegenheit auch klar geworden, dass noch viele Fragen offen sind bzw. sich neue ergeben.

Es bedarf keiner weiteren Erklärung, dass hier ein Fehlverhalten der Hotelfachkraft vorlag, das man im günstigsten Fall noch als naiv bezeichnen könnte. Wer will es schon wenn jemand in seinen privaten Gegenständen herumwühlt, nach Wertgegenständen sucht oder gar auf mobilen elektronischen Geräten nach privaten Informationen schnüffelt? Erfreulicherweise lag in dem aufgenommenen Video kein Fall von Diebstahl vor und ob das Verhalten an sich strafbar war, darüber können sich die Juristen die Köpfe zerbrechen. Aber schließlich geht es hier auch um die Glaubwürdigkeit der Hotels. Kann man denn nicht mal mehr sorglos seine Sachen im Hotelzimmer liegen lassen? Man hat doch schließlich abgeschlossen und mit Raubüberfällen ist nun doch vergleichsweise selten zu rechnen.

Kritiker des Videos mögen jetzt einwenden, dass die ganze Sache doch abgekartet war. Warum lässt der Mann auch seine Kamera am Laptop laufen? Wollte er jemandem eine Falle stellen? Gab es einen Anfangsverdacht für unangemessenes Verhalten? Misstraute er dem Hotelpersonal von vornherein?

Das Fazit, welches der geheime Filmemacher zieht ist, dass man seine Sachen im Hotelzimmer immer wegschließen oder zumindest außer Sichtweise positionieren sollte. Vielleicht sind die Dinge in den USA ja etwas anders, aber für den hiesigen Leser mag dies wohl doch etwas wie eine Binsenweisheit klingen. Jeder der schon mal mit Versicherungen zu tun hatte weiß, dass man bei Fällen von Diebstahl immer nachweisen muss, dass kein eigenes Verschulden vorliegt, welches die Tat begünstigte. Abgesehen davon sollte sich ein Reisender auch daran denken, dass viele Menschen die im Zimmerservice arbeiten (müssen) deutlich weniger zum Leben haben als man selbst. Ohne jetzt zu sehr auf die “soziale Tränendrüse” zu drücken wäre es aber vielleicht überlegenswert das “Mehr” an Besitz nicht in jeder Situation offen zur Schau zu stellen.

Für die Hotels kann durch Diebstähle auf Zimmern natürlich ein Imageschaden entstehen. Vorbeugende Maßnahmen sind kaum möglich. Jedes gute Hotel wird sicher sorgfältig prüfen wen es einstellt. Weitergehende Maßnahmen à la “Gebt den Angestellten halt mehr Geld, dann werden sie nicht kriminell” sind so einfach wie kontraproduktiv.

In dem anfangs geschilderten Fall kommt ja auch noch hinzu, dass die Kamera am Laptop offensichtlich mit Absicht angelassen wurde. Nichts über das gute Recht des Kunden zu prüfen ob man sich auch sicher fühlen kann, aber manchmal lebt man vielleicht gelassener wenn man nicht alles weiß. Man schließt Wertsachen weg und wenn dennoch etwas passiert soll die Versicherung dafür aufkommen. Einzige Anregung für Hotels in diesem konkreten Fall: Offensichtlich war der Kunde länger dort einquartiert, denn er empfing Post aufs Zimmer und hatte sich dort mit Laptop und PS3 spielen häuslich eingerichtet. Für gut zahlende Kunden die länger bleiben sollte ein gutes Hotel sich Gedanken über zusätzliche Services machen, auch die Sicherheit betreffend, z.B. eine Kameraüberwachung über die dann auch das Zimmerpersonal informiert wäre. Denn wenn man länger ein Hotel bezieht wäre es schon eher verständlich wenn der Kunde keine Lust hat jedesmal alles wegschließen zu müssen was nicht niet- und nagelfest ist.

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