Antiquiert, verstaubt – das war einmal. Viele Museen suchen und finden neue Wege der Präsentation, mit denen gerade auch jüngere BesucherInnen angesprochen werden. Das andächtige Staunen des Bildungsbürgers im Musentempel ist passé, sobald sich Kunst und Kultur als interaktives Erlebnis erfahren lassen. In diesem Sinne ist eine Initiative wie die des Münsteraner Museums für Kunst und Kultur nur zu begrüßen, in einer Blogparade Ideen und Beiträge zum Thema offenes Museum zu sammeln.
Arte Luise Kunsthotel - Edward Hopper
Das Öffnende der Kunst
Dass die Kunst als offener zugleich ein in hohem Maße öffnender Prozess ist, lässt sich an exemplarischen Werken moderner Künstler bestens veranschaulichen. Als Marcel Duchamp Anfang des 20. Jhd. seine berühmten Ready-mades, wie den Flaschentrockner und das Pissoir, in den musealen Kontext versetzte, verlieh er nicht nur dem Profanen künstlerischen Rang, sondern öffnete den Ausstellungssaal der Exposition des Alltäglichen, Trivialen aus Warenwelt und Massenproduktion. Als Andy Warhol in seinen Siebdrucken die serielle Produktion des Kunstwerks vorantrieb, schien es, als wollte er derart Walter Benjamins These vom Verlust der Aura des Kunstwerks im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit vor Augen führen. Und als Joseph Beuys mit seinem erweiterten Kunstbegriff das Kunstwerk zur Sozialen Plastik erklärte und die Düsseldorfer Kunstakademie allen Interessierten – und nicht nur einer Auswahl besonders Begabter – öffnete, sollte sich jeder Mensch als Künstler verstehen und möglichst auch verwirklichen können.
Innen und Außen
Wenn moderne Künstler das Auratische, Einzigartige und Originale ihrer Werke in Frage stellen, wie jüngst Georg Baselitz in seiner “Remix” getauften Werkreihe, und überdies im Zeitalter der digitalen Revolution die Werke der Bildenden Künste durch ihre Abbilder in der virtuellen Welt überall verfügbar scheinen, kann und soll sich das Museum dann überhaupt noch als der privilegierte Ort der Kunsterfahrung inszenieren?
Auf welche ausgezeichnete Weise kann es die Kunst erfahrbar machen und wie sich als Erfahrungsraum seiner Umwelt – der Gesellschaft, dem Alltäglichen – öffnen, die ihrerseits, wenn nicht von Kunst, so doch von Design und Werbeästhetik überflutet werden wird? Und finden wir das offene Museum nicht manchmal eher an Orten, wo keine Schwingtür zu passieren, keine Eintrittskarte zu lösen und keine Garderobe abzugeben ist, als Graffiti an Häuserwänden, als Plakatkunst an Litfaßsäulen wie von Klaus Staeck, als Straßenmalerei oder Plastik im öffentlichen Raum? Bevor sie dann vielleicht einmal als Werkschauen ins Museum Einzug halten.
Das Offene Museum
Doch ist dies kein Abgesang auf die Museumskultur. Vielmehr verbinden sich mit der Idee des offenen Museums neue Möglichkeiten, verschiedenste Kunst- und Ausdrucksformen in Kommunikation zu bringen – und auch zu konfrontieren. Also weg von dem angestaubten Image hin zu einem neuen Projekt. Das Museum erneuern bedeutet es zu öffnen für Menschen, die bisher nicht zu den klassischen Museumsbesuchern gehören: junge Menschen und insbesondere Menschen ohne akademischen Bildungshintergrund. Wie bekommt man diese Gruppen in ein Museum?
Ansatzpunkte wären vielleicht neue Formen der Wissensvermittlung: der Einsatz audiovisueller Medien, Animationen, mit dem Ziel die Exponate mit Leben zu füllen. Die Kunst mit dem Alltag der Menschen zu verbinden ist ebenfalls ein Mittel, um Interesse zu wecken. Also, was hat unsere Gegenwart mit den Exponaten zu schaffen? Dabei können Lerneffekte, neue Einsichten oder einfach nur Inspiration entstehen.
Das Kunsthotel ist eine weitere Möglichkeit, die Welt der Bilder oder Skulpturen zu öffnen. Im Kunsthotel begegnet der Mensch den Exponaten in einem neuen Raum. Im besten Fall kann so der Wunsch entstehen ein Museum vor-Ort zu besuchen und sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Das Kunsthotel erweitert auf diese Weise die Welt der Museen. Der Reisende begegnet der Kunst, manchmal ganz unerwartet.
Exponate an neuen Orten, jenseits von Eintrittsbarrieren, sprengen die traditionelle Dimension des Museums, dass so zum offenen Raum wird.